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„Mehr schlecht als recht schien Friedrich durch das Programm zu stolpern, schon beim Ablesen gängiger Operntitel zu scheitern und immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. War er aber mitnichten, denn letztendlich war das ebenso perfekt getimt wie bis in kleinste Details umgesetzt. Der Gag saß, etwa auch wenn Friedrich immer wieder in herrlich abgedroschene Schlagerprosa abdriftete oder als szenischer Sidekick über die Bühne stolperte. Und ganz am Ende, so viel sei verraten, da bekam er doch noch seinen Schlager und legte einen fulminanten Auftritt als röhrender Herz-Schmerz-Barde hin, der selbst dem von ihm viel zitierten Duo Al Bano und Romina Power zur Ehre gereicht hätte.“

So stand’s im Bonner Generalanzeiger über die Sylvester-/Neujahrsgala NESSUN DORMA in der Bonner Oper. Ausschließlich Arien, Chorstücke, Ouvertüren aus italienischen Opern und am Ende etwas Populäreres, ebenfalls aus Bella Italia. Da die Mehrzahl dieser – großartigen – Stücke aber fast ausnahmslos tragische Inhalte haben und an Sylvester ja eigentlich die Korken knallen solllen, hatte die Regisseurin Alexandra Pape die herrliche Idee, dass ein Schlagermoderator fälschlicherweise für die Moderation engagiert wurde. Und das war dann ich, in Siebzigerjahre-Gedächtnis-Kostümen, garantiert synthetisch und geschmacksfrei.

Ich stolperte nicht nur durch die Moderationen, sondern wurde als Mitspieler bei Arien (miss-)braucht und musste als Bühnentechniker aushelfen, wenn die Technik Fehler machte. Schon beim Proben haben wir uns gekringelt, und nicht nur einmal meinte meine Regisseurin, „Hanno, das ist so schlimm peinlich.“ Dass dann alle Sänger_innen mit großer Freude mitgemacht haben, fühlte sich wie ein kleines Theaterwunder an. Denn da waren international renommierte Stimmen dabei – die haben mich geradezu umarmt – eine Riesenehre für mich. Im Graben das großartige Beethovenorchester unter der Leitung von Dirk Kaftan. Anfang Januar gab es eine dritte ausverkaufte Vorstellung und zum dritten Mal standing ovations. Und weil’s dermaßen eingeschlagen hat, wird es in der nächsten Spielzeit für sechsmal wieder aufgenommen.

Ich freu mich halt soooo… deshalb schreibe ich so unbescheiden.